Julia Saison Band 22 (German Edition) by Helen Brooks

Julia Saison Band 22 (German Edition) by Helen Brooks

Autor:Helen Brooks [Brooks, Helen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733705473
veröffentlicht: 2014-12-08T05:00:00+00:00


6. KAPITEL

Die Luft war bitterkalt und der Himmel über Charlotte schimmerte perlmuttgrau wie die Innenseite einer Muschelschale. Über Nacht hatte es weiter geschneit, sodass eine unberührte weiße Decke Stufen und Gehweg verhüllte.

Mit dem schweren Koffer, der bei jedem Schritt an ihr Bein schlug, machte sich Charlotte auf den Weg. Den Tränenstrom, der unablässig ihre Wangen hinunterrann, bemerkte sie kaum.

Den Koffer von einer Seite zur anderen wechselnd erreichte sie das Ende der Carver Street. Dann fragte sie sich, wohin sie eigentlich gehen sollte.

Sie wollte einfach nur weg und hatte keinen Gedanken an einen Plan verschwendet.

Und jetzt stand sie hier.

Wie der Zufall es wollte, lag Benny’s Frühstückscafé direkt vor ihr und hatte sogar geöffnet.

Sie stellte den Koffer ab und trocknete die Tränen. Dann betrat sie das Café.

In Benny’s Café war es warm und dunstig. Die Tische waren von roten Plastikstühlen umgeben. An der Bar stand ein großer Mann, der nur Jeans und eine ärmellose Weste trug und einen Donut nach dem anderen vertilgte.

Charlotte war die einzige Frau. Sie setzte sich an einen Einzeltisch in einer abgelegenen Ecke des Cafés. Dann ging sie zur Bar und bestellte einen Kaffee.

Der breitgesichtige Mann mit dem schütteren Haar, der im weißen T-Shirt mit der roten Aufschrift Benny hinter dem Tresen stand, fragte: „Donuts?“

Ihr Magen rebellierte bei dem Gedanken. „Nein, danke.“

Sie ging mit dem Kaffee an ihren Tisch zurück. Ob Daniel wohl schon aufgewacht war? Vermisste er sie …?

Allein der Gedanke an ihn war so schmerzhaft, dass sie kaum atmen konnte.

Sie musste ihn vergessen und sich auf das konzentrieren, was jetzt zu tun sei.

Als sie zahlte, merkte sie, dass sie kaum Geld bei sich hatte. Es würde kaum reichen, den Bus zum Flughafen zu bezahlen. Wie sollte sie dann ein Flugticket nach Hause bezahlen?

Wieso hatte sie die Möglichkeit einer derartigen Wendung nicht bedacht, bevor sie nach New York gereist war? Die Antwort lag auf der Hand. Sie war von ihrer Idee so besessen gewesen, dass sie um nichts davon Abstand genommen hätte.

Sie ärgerte sich, dass sie nicht einmal eine Kreditkarte besaß. Aber mit den Kosten, die sie für Tim auf sich genommen hatte, war sie vorsichtig geworden. Das Risiko, sich mit Schulden zu übernehmen, war ihr zu groß erschienen.

Charlotte dachte nach. Dann fiel ihr Carla ein. Carla könnte helfen. Sie würde den Rückflug nach London mit ihrer Kreditkarte buchen.

Charlotte nahm ihr Kleingeld und ging zum Münztelefon.

Sie wählte die Nummer. Es klingelte.

Niemand hob ab.

Sie hatte die Zeitverschiebung nicht bedacht! Carla war sicher bei der Arbeit.

Sie wählte die Nummer der Boutique. Das Telefon klingelte eine Ewigkeit, bis sich schließlich sich die völlig entnervte Macy meldete.

„Kann ich Carla sprechen?“

„Sie ist nicht da.“

„Wann kann ich sie erreichen?“

„Nach Weihnachten. Sie ist auf dem Weg nach Schottland.“

„Kannst du mir sagen, wo genau in Schottland?“

„Ich glaube, Andrews Eltern wohnen in Dundee.“

„Hast du ihre Nummer? Oder die Adresse?“

„Leider nicht. Hör mal, Charlotte, ich muss jetzt Schluss machen. Der Laden ist voll und ich bin allein.“

Verzweifelt legte Charlotte auf und setzte sich wieder an ihren Tisch.

„Noch einen Kaffee?“ Benny stand neben ihr.

Sie wollte zustimmen, aber dann fiel ihr ein, wie wenig Geld sie noch hatte und sie schüttelte langsam den Kopf.



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